Geschichte der deutschen Siedlungen in Turkestan
Die deutschen Aussiedler von Tadschikistan

Was die Geschichte der Ansiedlung der Deutschen in Turkestan anlangt, so ist diese bisher nur wenig erforscht. Eine Reihe von Autoren hat sich mit der Geschichte der Ansiedlung der Deutschen in Kasachstan und Kirgysstan und mit der Beschreibung der dort verwendeten deutschen Mundarten befaßt (Naumowa, 1987, 91-100; Berend, Jedig, 1991, 269-374; Stab, 1990). Doch die in Usbekistan und Tadschikistan verwendeten deutschen Mundarten wurden von Dialektologen und Ethnographen bisher außer acht gelassen. Man kann dazu nur einen Beitrag von T. Pjatowa anführen (Pjatowa, 1981, 92).

Erste deutsche Siedlungen

In ihrem Beitrag schreibt T. Pjatowa, daß die ersten deutschen Siedlungen in Usbekistan und Tadschikistan zur Zeit des ersten Weltkrieges entstanden sind, was jedoch nicht zutrifft. Es war Ende des vor-vorigen Jahrhunderts, als im Turkestanischen Gouvernement die ersten deutschen Siedlungen gegründet wurden. Zum Turkestanischen Gouvernement gehörten fünf Gebiete: Semiretschenskaja, Ferganskaja, Samarkandskaja und Sakaspijskaja. Chudschand gehörte zum Samarkandgebiet, das im heutigen Nordtadschikistan liegt. Die Gründung der ersten russischen und dann auch erster deutscher Siedlungen hängt mit der Erweiterung des Russischen Imperiums in Zentralasien zusammen. 1866 wurden Taschkent, Chudschand, Uratjube, Dschisak an Rußland angeschlossen. Aus den annektierten Gebieten entstand 1867 das Turkestanische Generalgouvernement, dessen Hauptstadt Taschkent wurde. Der Generalgouveneur von Turkestan, Generaladjutant von Kaufmann, legte großen Wert darauf, daß Angehörige europäischer Völker in die südlichen Gebiete des Russischen Imperiums zuzogen, und trug in den ersten Jahren seiner Regierung dazu bei, daß Russen und später auch Deutsche diese Gebiete besiedelten.


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